Qualität und Quantität
Jeweils höchst uneinheitlich
Unzählige Lagen und Kleinklimazonen, die sich von den Alpen im Norden (Trentino - Alto-Adige) bis tief in die heißen Zonen im Süden (Sizilien) erstrecken, bieten Raum und Voraussetzungen für eine kaum überschaubare Vielfalt an Rebsorten und Weinen und höchst unterschiedliche Erträge. Aus nur 4 großen Weinbauregionen, Sizilien, Apulien, Venetien und der Emilia-Romagna, kommt heute über die Hälfte der gesamten Erzeugung des Landes.
Eine besondere Herausforderung des italienischen Weinbaus ist der Erhalt der ungeheuren Vielzahl interessanter alter Rebsorten. Diese werden in einigen Regionen von internationalen Sorten wie Chardonnay, Cabernet Sauvignon oder Merlot verdrängt. Insgesamt stehen jedoch typisch italienische Traubensorten im Anbau an oberster Stelle. Die häufigsten sind Sangiovese (10,75%), Catarratto (7,29%), Trebbiano Toscano (6,98%), Barbera (4,55%), Merlot (4,23%), Negroamaro (4,14%), Montepulciano (2,68%), Trebbiano Romagnolo (2,16%), Catarratto Lucido (2,03%) und Primitivo (2,02%).
Auch qualitativ herrschen große Differenzen innerhalb der einzelnen Regionen. Große sozial-ökonomische Unterschiede und die natürlichen Voraussetzungen sind dafür verantwortlich. Von den je nach Jahrgang um 9 Millionen Hektoliter Qualitätswein kommen nahezu 90% aus Nord- und Mittelitalien, während der Anteil der Qualitätsweinerzeugung an der gesamten Erzeugung im Süden kaum 5% ausmacht.
Schlafender Riese?
Zweifellos sind das Piemont und die Toskana, vielleicht auch Friaul und partiell Südtirol, führend was die Qualität der Weine betrifft - Brunello di Montalcino, Barolo und Barbaresco klingen wie Musik in den Ohren der Freunde feiner Rotweine.
Die Lombardei und Venetien schließen weiter auf. Doch der Weingigant hat lange geschlafen: Während Frankreich sich in den vergangenen zweihundert Jahren ein gewaltiges Image der Wein- und Esskultur aufbaute, blieb der Weinbau in Italien stets eine Familienangelegenheit und war weniger wettbewerbsorientiert. Vielerorts ist er es bis heute. Der hohe Pro-Kopf-Verbrauch des Landes sorgte für Sicherheit beim Absatz im eigenen Land. Ein Image als Produzent überregional anerkannter Spezialitäten war für Italiens Weinerzeuger nicht von Bedeutung. Das hat sich nun geändert.
Geschenk der Griechen
Seit über 3000 Jahren wird in Italien Wein erzeugt. Um 1000 v.Chr. waren es die Griechen, die auf ihren Kolonisierungsfeldzügen im Mittelmeer die ersten Reben pflanzten. Griechische Handelsstützpunkte in Sizilien und Kalabrien waren Ausgangspunkt für die Verbreitung der Rebe Richtung Norden bis nach Deutschland und Frankreich. Der Weinbau brach zusammen als Goten und Langobarden in Italien einfielen. Als er im 13. Jahrhundert erneut aufblühte, wurden große Handelshäuser wie Frescobaldi und Antinori gegründet. Mit dem Zusammenbruch der Medici-Herrschaft im 16. Jahrhundert verfiel der Weibau erneut. Zwei Weltkriege und die Reblaus sorgten dafür, dass er sich bis in die 60er Jahre nicht wieder erholen konnte.